Was ist Angst?
Angst ist ein Signal oder die gedankliche Vorwegnahme einer Gefahr, gegenüber der sich der Mensch, erst einmal hilflos fühlt. Er reagiert deshalb mit körperlicher und gedanklicher Erregung.
Warum entwickeln Menschen Ängste?
Angst ist sinnvoll und notwendig als entwicklungsgeschichtlich erlernte Reaktion mit hohem Überlebenswert. Angst ist ein Alarmsignal und erhöht die allgemeine Aufmerksamkeit, z. B. bei Auftreten gefährlicher Situationen. Bei Bedrohung oder starkem Stress erfolgt eine gesteuerte „Schreckminute” zur Gefahreneinschätzung, dann die gesteuerte Aktivierung (die Vorbereitung des Körpers auf Kampf- oder Fluchtreaktion) und anschließend die Entspannung des Körpers. Der Mensch entwickelt gegen die Angst mit der Zeit Abwehrstrategien. Im einfachsten Fall, indem er Umstände, die ihm Angst machen, vermeidet. Wenn das nicht geht, lernt er es gewöhnlich, mit der Situation zurechtzukommen und sie zu beherrschen.
Angststörungen:
Angststörung (auch: phobische Störung) ist ein Sammelbegriff für psychische Störungen, bei denen entweder eine übertriebene unspezifische Angst oder konkrete Furcht (Phobie) vor einem Objekt bzw. einer Situation besteht oder eine der Situation angemessene Angst fehlt. Auch die Panikstörung, bei der Ängste zu Panikattacken führen, zählt zu den Angststörungen.
Phobien sind weit verbreitet. Schätzungen zufolge leiden mindestens etwa zehn Prozent der Bevölkerung darunter. Doch in den meisten Fällen müssen die Phobien nicht behandelt werden. Die Betroffenen können gut damit umgehen. Schließlich läuft man ja nicht jeden Tag z.B. Spinnen und Schlangen über den Weg oder fliegt in den Urlaub. Schwieriger wird es, wenn man an einer sozialen Phobie leidet und Angst vor Begegnungen mit anderen Menschen hat. Auch Agoraphobie, die Angst, das gewohnte Umfeld zu verlassen, erschwert den Alltag.
Die gefühlsmäßige Angstreaktion wird in der Regel begleitet von starken körperlichen Begleiterscheinungen der Angst, zum Beispiel Herzrasen, Zittern oder Schwitzen. Man unterscheidet bei den Phobien die Agoraphobie, die Soziale Phobie und die Spezifischen Phobien.
Ein Mensch, der z.B. unter einer Agoraphobie leidet, hat Angst davor allein das Haus zu verlassen, sich in Menschenmengen zu begeben, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder Supermärkte und Kaufhäuser zu besuchen. Subjektiv werden diese Situationen als beängstigend oder gefährlich erlebt, da es im Falle eines körperlichen Unwohlseins, einer Ohnmacht oder sonstiger negativer Ereignisse schwierig sein könnte, die Situation zu verlassen oder Hilfe zu bekommen. In manchen Fällen kann sich die Angst bis hin zu einer Panikattacke steigern und mit starken körperlichen Reaktionen wie zum Beispiel Herzrasen oder Luftnot einhergehen. In diesem Fall besteht die Angst oft darin, dass die Panik in entsprechenden Situationen wieder auftreten könnte. Das führt oft dazu, dass einige oder alle der genannten Situationen wann immer möglich vermieden werden. Nicht selten werden die Situationen so durchgängig vermieden, dass die Angstsymptomatik gar nicht mehr oder wenig auftritt. Allerdings kann das ausgeprägte Vermeidungsverhalten dazu führen, dass der Betroffene kaum noch das Haus verlässt und seinen Verpflichtungen, Hobbies und sozialen Einbindungen nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt nachgehen kann. Manchen Betroffenen fällt das Aufsuchen einer gefürchteten Situation leichter, wenn eine nahestehende Person sie begleitet, oder sie einen für sie bedeutsamen Gegenstand mit sich führen.
An der Entstehung der Agoraphobie sind in aller Regel verschiedene Faktoren beteiligt, die individuell sehr verschieden sein können. Unmittelbar auslösend sind jedoch häufig verschiedene, zunächst eher zufällig zusammenkommende Faktoren. Zum Beispiel kann eine Agoraphobie dadurch begünstigt werden, dass man an einem Tag, an dem man sich ohnehin nicht wohl fühlt, vielleicht nicht gut gegessen hat oder aufgrund einer Belastungssituation angespannt ist, in einem Supermarkt ein Schwäche- und Schwindelgefühl erlebt. Diese körperliche Missempfindung und die damit einhergehende Beunruhigung und Besorgnis können dann mit der Situation, in der sie aufgetreten sind, verknüpft werden, sodass man in der Folge nicht mehr unbeschwert in den Supermarkt geht. Aufrechterhalten würde die Angst zum Beispiel dadurch, dass man das Betreten eines Supermarkts in Zukunft vermeidet oder nur noch unter Einhaltung bestimmter Sicherheitsvorkehrungen hingeht, zum Beispiel in Begleitung einer nahestehenden Person. Diese Arten der Vermeidung führen deshalb zur Aufrechterhaltung der Angst, weil sie verhindern, dass die Situation wieder als ungefährlich und zu bewältigend erlebt wird, wie es früher einmal der Fall gewesen ist.
Allgemeine Symptome:
Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Schwindel, Schweißausbruch, Zittern, Beben, Mundtrockenheit, Hitzewallungen, Sprachschwierigkeiten, dazu Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Brustschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, auch Bewusstseinsstörungen, zum Beispiel das Gefühl, verrückt zu werden, das Gefühl, dass Dinge unwirklich sind oder man selbst „nicht richtig da“ ist, dass man nicht mehr die Kontrolle über die eigenen Gedanken hat, Benommenheit, Angst zu sterben, allgemeines Vernichtungsgefühl. Jeder vierte Patient mit Angststörung klagt über chronische Schmerzen.
Panikstörungen:
Die Panikstörungen zeichnen sich dadurch aus, dass wiederholt schwere impulsive Angst- oder Panikzustände auftreten, die sich nicht auf spezifische Situationen beschränken und deshalb nicht vorhersehbar sind. Panikattacken gehen besonders häufig einher mit plötzlichem Herzklopfen, Herzrasen oder unregelmäßigem Herzschlag. Es können ebenfalls Brustschmerzen, Erstickungsgefühle, Zittern, Schwitzen, Schwindel und das Gefühl der Entfremdung auftreten. Die Betroffenen haben Todesangst, befürchten zum Beispiel einen Herzstillstand oder Herzinfarkt. Immer wieder treten auch Gefühle von Derealisation auf und die Angst, verrückt zu werden. Dazu kommen die übrigen beschriebenen Symptome. Diese Anfälle dauern in der Regel nur wenige Minuten, manchmal etwas länger. Da diese Situationen plötzlich und unberechenbar auftreten, entsteht schließlich eine Angst vor der Angst. Spezifisch für die Panikstörung ist es, dass die Betroffenen oft den Zusammenhang zwischen den körperlichen Symptomen und ihrer Angst nicht erkennen und die Symptome fehlinterpretieren.
Generalisierte Angststörung:
Unter die generalisierten Angststörungen werden anhaltende Symptome von Angst zusammengefasst, die sich ebenfalls nicht auf bestimmte Situationen beschränken. Dabei treten folgende Symptome auf: Nervosität, Zittern, Muskelspannung, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Hyperventilation, Schluckbeschwerden, Schwindelgefühle, Oberbauchbeschwerden, Ruhelosigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit und Einschlafstörungen auf Grund der ständigen Besorgnis und Angst. Die Betroffenen kennen den Auslöser ihrer Angst oft nicht. Sie werden zum Beispiel von der Furcht gequält, dass sie oder ihre Angehörigen erkranken oder Unfälle erleiden könnten.
Man unterscheidet drei Arten von Phobien:
- Soziale Phobien: Angst vor kritischen Beurteilungen
- Agoraphobie(Platzangst): „multiple Situationsphobien“ mit Einschränkung der Bewegungsfähigkeit aus Angst, in eine Situation zu kommen, wo man nicht jederzeit wegkann bzw. wo nicht jederzeit Hilfe da ist.
- Spezifische Phobien: eng umschriebene Angst vorbestimmten, an sich ungefährlichen Objekten und Situationen.
Spezifische Phobien werden in folgende Typen eingeteilt:
- Tiere: z.B. Insekten, Spinnen, Schlangen, Mäuse, Hunde
- Naturgewalten: z.B. Gewitter, Donner, Blitz, Feuer, Wasser (Meer)
- Blut: Angst vor Blut, Spritzen, Verletzung, medizinischer Behandlung (Zahnarzt)
- Situativer Typ: z.B. Fahrstuhl, Tunnel, Fliegen, Meer, Dunkelheit
- Anderer: z.B. Angst vor spitzen Gegenständen, Bakterien, Schmutz usw.
Auslöser spezifische Phobien können sein:
- die Übernahme der Ängste von seinen Eltern oder Verwandten usw.
- die in der Kindheit gemachten falschen Einschätzungen von bestimmten Objekten und Situationen
- ein traumatisches Erlebnis (Hundebiss, Steckenbleiben im Fahrstuhl, Gewalterfahrungen)
- genetisch bedingt Verhaltensweisen, z.B. sind viele Tier-, Gewitter-, Dunkel- und Höhenängste nicht erlernt, sondern vererbt und müssen im Rahmen der kindlichen Entwicklung bewältigt werden
- eine zunehmende Vermeidung vor Furchteinflößenden Objekten und Situationen, sodass mangels Lernerfahrungen die entsprechenden Ängste zunehmen